FIFA-Skandal: John Oliver vs. Jack Warner

In den letzten Wochen war die FIFA in aller Munde. Das seit Jahren offene Geheimnis der Korruption führte am 27.05 zu mehreren Verhaftungen. Zu den Hauptangeklagten gehören die FIFA-Vizepräsidenten Jeffrey Webb und Eugenio Figueredo. Zudem wurden wohl Eduardo Li, Julio Rocha, Costas Takkas, Rafael Esquivel und Jose Maria Marin abgeführt.

Eine der Schlüsselfiguren soll auch Jack Warner sein. Der ehemalige Vizepräsident des Weltverbands und Ex-Chef des amerikanischen Kontinentalverbands CONCACAF, soll laut amerikanischen Behörden Bestechungsgelder für die Vergabe der Weltmeisterschaften 1998 in Frankreich und 2010 in Südafrika erhalten haben. Weitere Vorwürfe betreffen die unrechtmäßige Verwendung von Spendengelder für die Erdbebenopfer in Haiti 2010. Warner soll 750.000$ aus dem Hilfsfond für private Zwecke entwendet haben.

Im Anschluss an die immer lauter werdenden Anschuldigungen gegen ihn, versucht er sich und die Machenschaften der FIFA mithilfe eines Satireartikels von „The Onion“ zu rechtfertigen. In dem Artikel geht es um eine Zusatzweltmeisterschaft in den USA, als Reaktion auf die Korruptionsvorwürfe. Dort steht wörtlich: „Zu Redaktionsschluss führt die USA gegen Titelverteidiger Deutschland im Eröffnungsspiel, nachdem man bereits in den ersten 3 Minuten 12 Elfmeter zugesprochen bekam.“

Nochmal zum Mitschreiben: Der ehemalige FIFA-Vizepräsident liest einen Artikel, der von einer spontanen Zusatz-WM berichtet, und nimmt ihn, ohne mit der Wimper zu zucken, für bare Münze. Sollte dieser unfassbare Dilettantismus als Maßstab für die Arbeit der FIFA-Funktionäre sein, ist es ein Wunder, dass bis jetzt überhaupt jemals eine Weltmeisterschaft stattgefunden hat. Warner missverstand wohl das Sprichwort „Wer den Schaden hat…“ und sorgte einfach selbst für Anlass zu Spöttereien. John Oliver griff diese beinahe wasserdichte „Rechtfertigung“ auf, um erneut ein geniales Video über die FIFA zu machen. (1. Video)

Damit nicht genug. John Oliver sieht sich berechtigterweise als Aufklärer und Ratgeber und versucht zusätzlich Jack Warner Tipps zu geben, um einer beinahe sicheren Verurteilung noch zu entgehen. Er kaufte sich Werbezeit im trinidadundtobagoischen (ist das so korrekt?) Fernsehen. In einer speziellen „Werbung“ richtete er sich an Warner und möchte ihn dazu bewegen, zurückzutreten und mit den Ermittlungsbehörden zu kooperieren. Der Hauptgrund dafür sind mögliche weitere Skandale, wie beispielsweise das Katzenappartment des Chuck Blazer, die Oliver unbedingt ans Licht bringen möchte.

Doch ein Jack Warner lässt sich von so etwas natürlich nicht einschüchtern. Warner äußert sich per Videobotschaft und betitelt Oliver dort als Amerikaner. Oliver ist Brite. Ein erneuter Beweis für seine konsequente Inkompetenz. Dann macht er das, was viele machen, denen schlicht und einfach die Argumente ausgehen. Er versucht die Bürger in Trinidad bei der Nationalen Ehre zu packen, um sie auf seine Seite zu ziehen.

Alleine diese Konfrontation zwischen John Oliver und Jack Warner sagt alles nötige über die FIFA aus. Korrupter und dämlicher geht es eigentlich nicht. Auch wenn Oliver versucht die Leute mit Humor zu überzeugen, hat er doch alle Argumente auf seiner Seite. Im Duell Oliver gegen Warner steht es nach kurzer Zeit bereits 12:0 – ohne Elfmeter.

Mirkchief

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