Mit den Worten „Zwei Kölsch“ werden die Köbesse in Kölner Kneipen täglich konfrontiert, um ihren Gästen im Gegenzug zwei, in Reagenzgläsern gereichte, bierähnliche Getränke zu bringen. Unter „Zwei Kölsch“ sind seit einigen Jahren allerdings auch die beiden Kölner Michael Wurzer und Thomas Lambertz bekannt. Zu jedem FC-Heimspiel tragen Sie neue T-Shirts mit einem passenden Spieltagsmotto. Vor dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt habe ich mich mit einem von Ihnen getroffen, um mehr über Ihre Aktion zu erfahren und natürlich Kölsch zu trinken.
Hallo Michael, wann habt ihr mit eurer T-Shirt-Aktion angefangen?
Wir hatten immer schon Idee, uns Gehör zu verschaffen. Eine passende Möglichkeit ergab sich, als wir zur Saison 2014/15 im Stadion mit unseren Dauerkarten umgezogen sind. Weil unsere Söhne zahlungspflichtig wurden, wechselten wir in Block W2 auf die Gegengerade. Unsere Plätze sind zufälligerweise direkt hinter den TV-Kameras und schon im ersten Spiel haben wir uns im Fernsehen entdeckt. Der endgültige Auslöser für die Aktion war dann das Spiel gegen Leverkusen. Roger Schmidt hatte sich über die Spielweise der Kölner beschwert und hinterher noch Sprüche in Richtung Peter Stöger abgefeuert. (Anm.: Leverkusen gewann 5:1 und Schmidt äußerste sich folgendermaßen: „So könnte ich nicht Fußball spielen, wie Köln heute gespielt hat. Dann wäre ich kein Trainer.“) Im nächsten Spiel haben wir Shirts mit dem Aufdruck: „Respekt kann man am Transfermarkt nicht kaufen! – Fans auch nicht!“ getragen und uns damit auf einen Spruch von Stöger bezogen. Das war unser erstes Motto, aber da hat sich kein Mensch für interessiert.
Ihr habt aber trotzdem weiter gemacht.
Genau, wir hatten das immer schon als dauerhaftes Ding geplant. Im nächsten Heimspiel hatten wir das Motto „Kölner sind Realisten – Europa wir kommen“. Im Jahr 2014 muss man dazu sagen. Da sind die Medienleute ziemlich darauf abgefahren—auf diese typische Kölner Arroganz—und wir waren wieder im Fernsehen zu sehen. Im Laufe der Zeit ist es immer größer geworden. Mit „Liberte Alaaf you“ sind wir nach dem Terroranschlag von Paris um die Welt gegangen.
Wie ist der Name „Zwei Kölsch“ entstanden? Wart ihr darunter schon vorher bekannt?
Nein, wir sind zwar beide Kölsche Jungs und hatten auch schon beruflich miteinander zu tun, aber so richtig kennengelernt haben wir uns erst über den Fußball unserer Kinder. Den Namen haben wir uns überlegt, als wir 2015 eine Facebookseite eingerichtet haben. Nach ungefähr zwanzig Kölsch haben wir uns dann auf „Zwei Kölsch“ geeinigt (lacht).
Mit „Liberte Alaaf you – Tore statt Terror!“, „Bockliebe – Bullenseuche“ oder auch dem heutigen Motto „Keine Obergrenze – Wir schaffen das“ habt ihr immer mal wieder kritische oder politische Statements. Musstet ihr dafür selbst schon einmal Kritik einstecken?
Klar, kann der ein oder andere Spruch in der relativ weich gespülten Medienlandschaft im Umfeld der Bundesliga auch mal anecken, aber wir sind vollkommen unabhängig und sprechen unsere Meinung aus. Wenn überhaupt kam Kritik von gegnerischen Fans, mit den kölschen sind wir ja meistens auf einer Wellenlänge und wir kriegen sehr viel Zuspruch und Unterstützung für unsere Aktionen.
Mittlerweile habt ihr 2500 Facebook-Fans und eigene Bierdeckel; wo kann es in Zukunft noch hingehen?
Wenn man als Kölscher Jung einen eigenen Bierdeckel hat, kann es eigentlich fast keine Steigerung mehr geben. Wir sind sehr zufrieden mit dem was wir bisher erreicht haben. Besonders die Video-Pressekonferenz vor den Heimspielen läuft immer besser und erreicht wirklich eine Menge Fans mittlerweile. Für die Zukunft haben wir trotzdem noch einige Sachen in der Pipeline. Internationale Mottos wären natürlich ein Traum.
Mit Kölschem Realismus steht dem eigentlich nichts mehr im Weg. Vielen Dank für das Interview.